Wolltest
du auch schon immer so einen Comicblog starten, hast aber gar keinen
Bock, dass das schon wieder so ein Supererfolg wird, wie deine
anderen Onlineprojekte. Dann folgen jetzt hier 11 Supertipps, wie man
auf jeden Fall viele Klicks und übermäßige Aufmerksamkeit
vermeidet.
1. Veröffentlichungsrythmus
Erfolgreiche
Blogger veröffentlichen regelmäßig. Manche täglich, manche
wöchentlich.
Es
ist auch eigentlich gar nicht so wichtig, was man postet, sondern
entscheidend DAS man postet. (Das ist das Internet. Quantität vor
Qualität.)
Lass
das. Poste nur alle zwei oder drei Wochen mal was. Oder noch besser:
fahre ein halbes Jahr auf Kur in BadKleinKlein und melde dich erst
danach wieder. Wer dich bis dahin noch nicht aus seinem Verteiler
gekickt hat, wird spätestens jetzt daran erinnert es zu tun.
2. Der Inhalt
Wenn
du sichergehen willst das möglichst wenige deine Beiträge lesen,
dann berichte über irgendwas dass nur sehr wenige Menschen oder
vielleicht auch nur dich interessiert.
Ich
fahre sehr gut mit Kunstgeschichte und verstaubten Reliquien. Gut
wäre aber auch sowas wie die Fortpflanzung von Fischottern. Du
kannst dabei ruhig witzig sein, aber sei nicht zu flach, dass zieht
nur die Massen ein.
Es
gibt dabei allerdings eine gewisse Grenze. Ab einem gewissen Maß an
Abgefucktheit zieht man dann wieder sehr viele (abgefuckte) Leute an.
Also den Otter-Porn vielleicht lieber in der Dropbox lassen und bei
einem guten Glas Wein genießen.
3.Wall of Content
Willst
du sicher gehen, dass niemand liest, was du produziert hast, dann
poste möglichst lange, nicht in zwei Sekunden verdauliche Beiträge.
Vergiss
die Katzen. Vergiss Titten. Vergiss die 4-Panel-Comics.Versuchs doch
stattdessen mal mit einer 4-teiligen Trilogie, mit mehreren tausend
Seiten im PDF-Format.
Aber
so weit musst du eigentlich gar nicht gehen. Die durchschnittliche
Aufmerksamkeitsspanne für einen Internetbeitrag beträgt drei
Sekunden. Also lehn dich entspannt zurück bei einer Beitragslänge
ab 4 Sekunden.
Mir
zum Beispiel ist klar, dass das hier niemand mehr liest. Ich kann
hier alles schreiben, was ich will, nur um Lücken zu füllen. Eben
gerade war ich bei BurgerKing und hab mir ein Menü bestellt. Und
dann wollte ich noch so eine Waffel mit Eis dazu. Da hat der
Verkäufer mich echt komisch angeschaut. So nach dem Motto „Wirklich
Fetti? Meinst du nicht, dass so ein Burger schon genug zu deinem
Herzinfarktrisiko beiträgt? Willst du nich lieber n Salat?“. Und
ich dachte „Woah, momentmal – du – Ähm. - egal. Nächster
Punkt.
4.
Technik und Stil
Versuchs
gar nicht erst mit Photoshop. Nimm Windows Paint. Oder du zeichnest
in alte karierte Collegeblocks und scannst das dann ein, aber so
richtig schön scheiße-unlesbar. Erzähl dann allen, dass sei eine
künstlerische Stilentscheidung.
Das
hat den Vorteil, dass du über Kritik erhaben bist. Es ist
schließlich beabsichtigt, dass es so kacke aussieht. Das hat aber
auch den Vorteil, dass vermutlich gar niemand erst lesen wird, was du
da machst. Es ist auch wichtig, dass du nicht weiterentwickelst. Also
besser gar nicht zu viel üben.
5. Chaos
Das
Genie beherrscht das Chaos. Aber du bist kein Genie. Du bist nur ein
durchschnittlicher Mensch auf diesem durchschnittlichen Planeten.
Verschwende
viele kostbare Minuten oder auch Stunden um unter den Papierstapeln
nach deinem Tablet zu suchen, dann nach dem Stift für das Tablet,
nur um dann zu erkennen, dass das Usb-Kabel für dein Tablet irgendwo
anders liegen geblieben sein muss und du heute sowieso nix mehr
machen kannst.
Lass
Bücherstapel umstürzen und auf deinen Laptop fallen, so dass dieser
einen Totalschaden erleidet.(Wissen wiegt schwer.) Finde unter den
Papierbergen alte Mitschriften, die dich daran erinnern, dass morgen
eine Prüfung ist, für die du noch nicht gelernt hast. Lass in einer
Schublade ein Brötchen verschimmeln, bis der Kammerjäger dein
Zimmer versiegeln und ausräuchern lässt. Außerdem is auch bald
wieder Waschtag und der Müll müsste mal wieder rausgebracht werden.
Vielleicht.
6. Psychische Krankheiten und Störungen
Immer
gut um sein Leben nicht auf die Reihe zu kriegen, geschweige denn
einen Webblog.
Obwohl
man ja theoretisch echt richtig viel zu erzählen hätte. Aber dafür
müsste man die Kraft aufbringen, aus dem Bett zu kommen.
Ich
persönlich habe ADHS. Depressionen oder paranoide Schizophrenie tun
es aber auch. Irgendwas, was dir dein Leben so richtig vefickt schwer
oder zur Hölle macht, aber von der allgemeinen Gesellschaft nicht
wirklich ernst genommen wird. Denn denk immer dran:„Wenn du
wirklich wolltest, könntest du es schaffen, sie können es ja
schließlich auch.“
7.
Hobbys und andere Verpflichtungen. (Time is Money, Money is Power,
Power is Pizza)
Ich
meine klar. Man könnte einfach Design oder sowas studieren und sein
Leben voll ausrichten auf Kunst, Comics und so weiter. Aber man kann
auch was völlig anderes studieren, zum Beispiel Elektrotechnik oder
Translationswissenschaften. Und man kann auch noch nebenbei arbeiten
oder sich ehrenamtlich engagieren (falls man ein verwöhntes
Bonzenkind ist, das nicht arbeiten muss. Ups sorry.) Man kann seine
Freundschaften pflegen oder sein Meerschweinchen. Man kann Containern
oder auf Reisen gehen. Man kann alle 4 Teile von Sims in Echtzeit
spielen, sich ein Kostüm für eine Supernatural-Convention basteln
oder die gesammelten Werke von Tolstoi lesen.
Wichtig
ist auf alle Fälle, dass man kein Zeitgefühl hat und sich sehr
häufig in seinen Plänen verzettelt.
8. Suchtstoffe
Im
weitesten Sinne. In meinem Fall sind das ungesundes Essen und Cola
Light. Ich sehe euch lachen. Aber wie viel Zeit und Geld ist in
meinem Leben schon drauf gegangen, beim Beschaffen von
Binge-Lebensmitteln.
Wie
viele Stunden sind vergangen, während ich der Pizza beim Aufwärmen
im Ofen zuschaute. Wann wird mich der Krebs dahinraffen, den mir die
Aspartam-versuchte Diätcola eingebrockt hat. Wie viele
Photoshop-Kurse hätte ich mir ohne diese Suchtmittel finanzieren
können?
Wie
viele viele nicht völlig veraltete Pcs, auf denen Photoshop
überhaupt läuft, hätte ich mir kaufen können..? Ja,genau.
9. Soschäl Netwörking
Wäre
dein Leben ein Roman, wärst du der Almöhi aus Heidi.
Nur
dass nicht mal Heidi dich besuchen kommt, weil du ihre
Whatsappnachricht nicht liest, in der steht, dass sie deine Adresse
noch gar nicht hat und du sie doch bitte vom Bahnhof abholst.
Wahrscheinlich hast du nicht mal ein Smartphone.
Und
wäre alle anderen fleißig ihre Beiträge bei Facebook, Google+,
Twitter, Instagram, Pinterest, Vine, Youtube, Snapchat, Flickr,
We-heart-it, Tumblr, Whatsapp und dem Aol-Instantmessenger teilen..
lädst du deine Comics nur bei einem verstaubten Blog-Anbieter hoch
und erreichst genau 3 Leute. Oh warte, der Account zählt deine
eigenen Klicks auch als Webaufrufe. Puh.
10.Verlasse deine Wohnung nicht.
Noch
mehr Social-Networking. Erlebe nichts.Treffe keine Freunde, gehe
nicht auf Partys. Erzähle niemanden von deinem Blog. Geh schon gar
nicht! Auf gar keinen Fall! Zu diesen Comic-Messen. Am Ende sind da
noch Leute, die interessiert was du machst.
11.Glaube
nicht an dich selbst
Du
kennst die Zeile aus jedem schmalzigen
Tränenrühr-Motivations-Disney-Popsong.
Es
gibt Leute, die haben Selbstvertrauen. Oder es gelingt ihnen genug
davon vorzutäuschen um andere von ihrem Werk zu erzählen.
Sie
machen vielleicht sogar Werbung für sich oder gehen auf Messen. Und
warum?
Weil
sie glauben, dass irgendwo irgendwer ihr Zeug interessieren könnte.
Dieser
Punkt ist vielleicht der wichtigste. So simpel wie effektiv. Leg dir
ordentlich Selbstzweifel zu, leg dir selbst Steine in den Weg und
ergreife keine der Chancen, die sich dir bieten. Vielleicht löschst
du deinen Blog auch einfach gleich wieder. Is' eh einfacher.
![]() |
Finde das USB-Kabel. |